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Ich habe versagt! … Oder nicht?

Oh man, wie oft schon dachte ich mir „Karen, Du bist so ein Versager! Du hattest doch so toll abgenommen, warum zum Teufel hast Du es nicht geschafft, das zu halten?!?“

Ja, ich habe in der Vergangenheit hier oft über meine Abnehmerfolge geschrieben. Ich habe viele meiner LeserInnen inspiriert, ihre Abnehmreise zu starten. Sie kümmern sich immer mehr um sich und ihren Körper.

Doch jetzt muss ich sagen: Ich habe versagt. Ich habe es nicht geschafft, dieses Gewicht zu halten, aus den ganz unterschiedlichsten Gründen. Aber weißt Du was?

Ich habe mich lange Zeit über dieses Gewicht, diesen Blog, diesen Teil meiner Geschichte und all das definiert. Doch ich bin mehr als das. Ich bin mehr als mein Körper, mehr als die Zahl auf der Waage.

Ich habe nicht versagt, ich habe mich selbst wiedergefunden.

Ich sehe es als Reise zu mir selbst

Mein erster Beitrag hier im Blog war im Februar 2016 … Mein erster Blog. Ich kann mich noch halbwegs gut daran erinnern, wie ich damals war. Ich war unsicher, ängstlich und vorsichtig. Ich war immer auf der Suche danach, wer ich eigentlich bin. Denn das wusste ich mein ganz Leben lang nicht.

Damals war mein Kopf noch ziemlich vernebelt – aus heutiger Sicht. Ich habe in völliger Dissoziation gelebt, ich habe eigentlich nur funktioniert.

Dissoziation ist ein Hilferuf Deines Körpers. Es ist als würde er schreien: „Es ist mir zu viel!“ oder „Ich will nicht fühlen, was ich fühle!“ oder auch „Es ist sicherer andere zu fühlen, als sich selbst!“.

Mein fremdes Leben

Ich habe mehr als 40 Jahre meines Lebens in dieser Art der Dissoziation verbracht. Jahre, die in einer Art Nebel verschwunden sind. Es ist, als wären meine Erinnerungen in einer anderen Welt gefangen. Sie sind nicht im Hier und Jetzt.

Jahre, in denen ich mir nicht erlaubt habe zu fühlen – egal was es war. Liebe, Freude, Angst, Wut, Trauer … die ganze Palette. Immer hatte ich Sätze wie „jetzt hab dich doch nicht so, ist doch nicht so schlimm“ im Kopf. Oder auch „Sei doch nicht so empfindlich“.

Immer war da das Gefühl. Ich werde nur geliebt, wenn ich Leistung bringe. Oder wenn ich mich kümmere. Oder so und so bin. Aber nicht dann, wenn ich einfach nur ICH selbst bin.

Nur nichts fühlen

Immer war da dieses Gefühl, einfach nie gut genug zu sein. In mir hatte sich in meinem Leben der Glaube etabliert, dass ich ein so schlechter Mensch bin. Ich dachte, dass ich eigentlich gar kein Recht habe zu existieren. Ich habe meine Gefühle und mein Ich von meinem Körper quasi getrennt – das nennt man Dissoziation. Wir machen das nie bewusst, es ist reiner Selbstschutz, es ist ein Überlebensmodus. Bei den meisten (wie auch mir) passiert das schon früh in der Kindheit, manchmal auch erst später nach einem traumatischen Ereignis.

Aber egal wann es passiert: Es ist reiner Selbstschutz. In diesem Moment war niemand da, um Dir zu zeigen, dass Du geliebt wirst. Niemand war da, um Dir zu zeigen, dass Du gut bist. Niemand war da, um Dir zu zeigen, dass Du auf dieser Welt sicher bist. Weil Dir – und mir – in diesem Moment niemand zeigen konnte, dass Du gesehen wirst.

Das Ergebnis war ein kranker Körper

All das bedeutet für den Körper jede Menge Stress. Das Nervensystem befindet sich im ständigen Überlebensmodus und hat eigentlich nie Ruhe. Ich bekam Diagnosen wie ADHS, Hochsensibilität, Migräne, Hashimoto, Schilddrüsenunterfunktion, HWS-Syndrom, Lipödem, Adiposität, Leaky Gut, Reizdarm, alles mögliche. Die Liste wurde eigentlich von Jahr zu Jahr länger. Irgendwann sagt jeder Schulmediziner einfach erstmal „nehmen Sie doch erstmal ab, dann sehen wir weiter“. Aber natürlich haben wir das alles versucht, und sind kein bißchen vorwärts gekommen, oder?

Der Weg da raus geht selten alleine

Wenn wir mitten in diesen Situationen stecken, wissen wir nicht, das wir dissoziieren. Wir brauchen dafür jemanden, der das erkennt und uns ganz sanft da raus hilft.

So war auch mein Weg da raus ein sehr langer – aber nach meiner Erfahrung ist es so: wenn man einmal den ersten Schritt gegangen ist, dann ist jeder weitere immer ein wenig einfacher. Uns werden immer wieder Angebote präsentiert, wie denn der nächste Schritt aussehen kann. Wir müssen nur JA oder NEIN sagen. Das tun wir täglich.

Und es war ein langer Weg

Er begann glaube ich 2007, als ich mich vom Vater meiner Kinder trennte, noch einmal ein Studium begann und als Alleinerziehende lernte, Prioritäten zu setzen und auf mich selbst zu achten. 2012, als ich lernte mit einem kleinen Funken an mich zu glauben und mein Studium mit dem Diplom und einem „sehr gut“ zu beenden. In der Zeit danach, als ich in die Rolle einer Projektleiterin und Business Analystin hineinwuchs, ein großes Projekt steuerte und mitten im Burnout landete – weil ich nicht auf meine Bedürfnisse achtete und vor allem nicht für mich einstehen konnte.

2015, als ich das erste Mal einen Termin mit einem Coach, mit dem ich das erste Mal lernte, was Werte sind, und wie ich mein Leben danach ausrichte. Und mir wurde bewusst, dass ich mir und meinem Sein keine Eigenschaften zuschreiben konnte – als wäre ich „Nichts“. 2016, als ich mit diesem Blog hier startete und das erste Mal zaghaft der Welt von meinen Gedanken erzählte, was nicht von allen Menschen in meinem Leben wohlwollend aufgenommen wurde und ich den Kontakt zu meiner Herkunftsfamilie abbrach, um mich selbst nicht wieder zu verlieren.

2017, als ich die ersten Schritte zur Selbstfindung mit der ersten NLP-Ausbildung ging, und hier mit einigen Coaching-Formaten das erste Mal in Kontakt mit meinen Gefühlen kam. Es war überwältigend!

Der größte Schritt bisher

2018 war einer der größten Schritte, soweit ich das aus jetziger Sicht sagen kann. Bei meinem damaligen Heilpraktiker lösten wir verschiedene tiefsitzende Glaubenssätze auf: Mein System glaubte „Ich will leiden“ und es war nicht möglich zu glauben „Ich bin“ – was auch erklärt, warum ich mir beim Coaching 2015 keine Eigenschaften zuschreiben konnte, denn alles enthält „ich bin“.

Wie wir das gemacht haben? Mit der Yager Methode, die ich inzwischen auch selbst als Coach mit meinen Coachees super erfolgreich anwende, bei allen möglichen Themen. Vor allem Ängste wie Platzangst oder Selbstwertthemen, Abgrenzung oder Glaubenssätze sind oft Themen. Es ist eine Methode, bei der man sich an nichts erinnern muss – was praktisch für mich ist, da ich mich ja an fast nichts erinnern kann.

2018 war das Jahr, in dem ich begann, dem Leben wirklich zu vertrauen. Nach meiner Yager Therapie fügten sich die Teile meines Lebens endlich zusammen. Ich erkannte, wer ich bin, wo ich stehe, und was in mir und um mich herum wirklich geschah. 

Nach dieser Erkenntnis folgten unzählige Seminare und Schulungen, die mich weiter auf meinem Weg zur Persönlichkeitsentwicklung voranbrachten.

Traumatherapie auf allen Ebenen

Jetzt rückblickend betrachtet ermöglichte mir die Corona-Zeit eine Traumatherapie auf allen Ebenen. Ich arbeitete mit einer Traumatherapeutin daran, meine Gefühle zuzulassen. Ich machte weitere Coaching- und Hypnose-Ausbildungen, knüpfte Online-Kontakte und lernte so mich und meine Gedanken kennen.

Aber dann, 2023, passierte etwas Unerwartetes: Die Pflanzenmedizin rief mich. Bis dahin dachte ich immer: „Das ist doch was für Hippies und Gurus, nichts für mich!“ Doch tief in mir wusste ich, dass es Zeit war, diesen Schritt zu gehen.

Zusammen mit meiner Freundin und Coachin Nadja Polzin machte ich mich auf den Weg zu ihrem Retreat nach Portugal. Was dort geschah, veränderte alles. Wir erlebten Yagé – die männliche Energie der Pflanzenmedizin. Dazu kamen Zeremonien mit Rapé, Kambo und Magic Mushrooms. Es war, als würde ich neu geboren werden. So vieles löste sich in mir auf, als hätte ich jahrzehntelange Lasten endlich abgelegt.

In diesen Zeremonien erlebte ich zum ersten Mal, was bedingungslose Liebe wirklich bedeutet. Diese Liebe zu mir selbst, zum Leben und zum Universum ist seitdem meine tägliche Begleiterin. Sie gibt mir eine unerschütterliche Ruhe und das tiefe Vertrauen, dass ich überall sicher bin und niemals allein.

Tiefe Seelenheilung

Ich habe mich mit Reiki, Theta-Healing, Human Design und ganz vielen anderen Themen beschäftigt. Dabei habe ich viel über mich gelernt. Ich habe mich immer mehr selbst erkannt. Und ich arbeite auch mit eher unkonventionellen Coaches bzw Therapeuten.

Zum Beispiel einer Schamanin, mit der ich eine Ahnenaufstellung durchführte, um etwas Ordnung, Ruhe und Liebe in das chaotische Gefüge meiner Ahnenfamiie zu bringen. Oder auch mit einer Humanenergetikerin, zum Auflösen uralter und nicht mehr dienlicher Seelenverträge.

Alles ist Energie, und alles beeinflusst uns in irgendeiner Art und Weise.

Große Veränderungen passieren selten über Nacht

Ja, jetzt sehe ich mich und ich bin einfach nur stolz und glücklich. Die Veränderungen in meinem Leben in den letzten Jahren waren so enorm, so kraftvoll und so magisch … Ich habe mich selbst in mir wiedergefunden.

Sie sind das Ergebnis vieler kleiner Schritte. Jeder Tag ist eine neue Chance, etwas zu verändern und anders zu machen. Wenn Du glaubst, dass ein Ziel unerreichbar ist, weil es zu schwer erscheint, frag Dich doch mal: Was ist der nächste kleine Schritt in Richtung meines Ziels? Welche Informationen fehlen mir noch, und wer könnte mir dabei helfen?

Unsere Aufgabe im Leben

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass nichts in unserem Leben umsonst geschieht. Alles, was wir erleben, hat einen ganz besonderen Grund. Alles Negative, alles Positive, jeder Schmerz, jeder Verlust und jede Angst war notwendig, um zu werden wer ich heute bin. Du bekommst nicht das, was Du willst, sondern das, was Du brauchst um über Dich selbst hinaus zu wachsen. Es könnte heftig werden, aber es bringt Dir inneren Frieden.

Alles was ich erlebt habe, auch meine Abnehmreise mit allem drum und dran, musste so sein. Damit ich die Erfahrungen machen kann, damit ich einen Weg (oder mehrere) finden und dann anderen davon berichten kann. Um sie zu motivieren, zu inspirieren, zu unterstützen und zu helfen.

Und das ist, was ich jetzt (endlich) lebe. Was interessiert mich da das Gewicht auf meiner Waage oder gar die Konfektionsgröße? Auch das jetzt gehört zur Reise dazu – bedingungslose Selbstakzeptanz.

Jetzt heißt es: LEBEN!

Bist Du dabei? Wenn Dich meine Reise anspricht, abonniere gerne meinen Newsletter, oder folge mir auf Instagram oder Facebook.

Ich werde nach und nach beginnen, meine ganze Geschichte erzählen. Hier im Blog steht schon viel, aber das ist alles erst der Anfang. Ich bin neugierig: Was interessiert Dich am meisten? Schreibe mir gerne hier in den Kommentaren, ich freue mich!

Alles Liebe, Karen

 

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Karen Wiltner
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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Krümelkekskoch

    Hi Karen!

    Wie schön, mal wieder etwas aus deinem Leben zu erfahren. Wenn man kein Facebook-Junkie ist, tut man sich bekanntlich etwas schwer damit 😉 Ja, du hast eine bemerkenswerte Entwicklung durch, und ich glaube, du bist genau auf dem richtigen Weg.

    Ja, dieses hässliche Gefühl, mal wieder versagt zu haben – ach Gott, wie ich das kenne! Seit gefühlten drei Millionen Jahren geben sich alle möglichen Leute immer wieder alle Mühe, mir das einreden zu wollen. Da hat sich der kleine Krümel immer so bemüht, es allen Großen recht zu machen, und dann hat er wieder irgendwas falsch gemacht und ist bei den Großen in Ungnade gefallen. Und wenn man dann von den Großen mit Liebesentzug bestraft wird, dann ist das für einen Erwachsenen schon ziemlich demütigend, für so einen kleinen Krümel aber, der sich ja nur nach ein bisschen Sicherheit und Geborgenheit sehnt, ist das die pure Katastrophe. Nun, ab und zu erlebt das wohl jedes Kind einmal; wenn das aber mehr oder weniger regelmäßig vorkommt und dann noch das Gefühl hinzukommt, ein Versager zu sein, weil man es ja doch niemandem recht machen kann, dann artet das irgendwann in einen toxischen Dauerstress aus. Und was Dauerstress aus so einem kleinen, zarten Kinderkörper macht, das können wir um uns herum zur Genüge sehen.

    Aber wenn unsere Kinder reihenweise immer dicker werden, dann liegt das ja nur daran, dass sie zu viel essen und sich zu wenig bewegen blablabla … Von dieser empathielosen Gesellschaft zu erwarten, dass sie mal nach den wahren Ursachen sucht, warum unsere Kinder immer dicker werden, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Die Waage zeigt an, dass du zu dick bist, also wirst du zu Sport und Diät verdonnert. Und wenn du davon nicht abnimmst, dann liegt das nicht etwa daran, dass diese Maßnahmen völlig an der Ursache vorbeigehen und allenfalls dazu taugen, das kindliche Gehirn auszuhungern und in seiner Entwicklung zu beeinträchtigen, sondern dass du ein willenloser und verfressener Fettsack bist. So kommen zu dem Gefühl der Minderwertigkeit auch noch kognitive Probleme hinzu, die das seelische Desaster komplett machen. Und was das Schlimmste ist: Wenn man ständig die Ablehnung spürt und alles nur noch am Körpergewicht festgemacht wird, dann fängt man irgendwann an, sich selbst zu hassen und seinen Körper und, was noch viel schlimmer ist, sein Gehirn mit den abenteuerlichsten Diäten zu bestrafen. Dass der Organismus so eine Tortur nur eine bestimmte Zeit aushält und sich dann die verschiedensten Krankheiten einstellen, wird dabei billigend in Kauf genommen – Abnehmen ist schließlich wichtiger.

    Und so trudeln wir in einen verhängnisvollen Teufelskreis: Haben wir unseren Körper so lange gepeinigt, bis er zehn, zwanzig oder noch mehr Kilos hergegeben hat (dass das außerhalb der Ketose, also meistens, nur Proteine sind, die dann in Muskeln, Gelenken, Haut und Immunsystem fehlen, ist völlig egal, die Zahl auf der Waage ist entscheidend), dann haben wir ein immenses Erfolgserlebnis, das den Dauerstress eine Weile pausieren und noch ein paar Pfunde purzeln lässt. Manche schreiben dann ein Buch, wie man es machen muss, dass man so erfolgreich wird, und andere treten nach denen, die es nicht geschafft haben, um das Gefühl, auch mal auf der „richtigen“ Seite zu sein, noch intensiver auszukosten. Aber da man die eigentliche Ursache für das aus dem Gleis geratene Körpergewicht nicht beseitigt hat, werden einen die Probleme über kurz oder lang wieder einholen, und dann kommt zuerst das gefürchtete Plateau, und danach klettert das Gewicht erst langsam und schließlich immer schneller wieder nach oben.

    Und jetzt kommt das Fatale: Wir haben uns mit unserer Siegesgewissheit und mit den Erwartungen, die wir selbst in uns und in unsere Umwelt gesetzt haben, so festgenagelt, dass wir auf den Gewichtszuwachs mit purer Panik reagieren. Und dieser enorme Stress, dem wir uns damit aussetzen, katapultiert unser Körpergewicht erst richtig nach oben und lässt es erst weit über unserem „Ausgangsgewicht“ wieder zum Stehen kommen. Das und nichts anderes ist der berühmte Jojo-Effekt.

    Wie kommen wir aus diesem Teufelskreis wieder heraus? Nun, zuallererst sollten wir selbst unser bester Freund werden. Unser Körper, der uns ganz allein gehört und der uns so viel Freude schenkt, kann doch nichts dafür, dass einige Leute so empathielos sind, dass sie andere Menschen nur nach ihren Körperformen bewerten können. Nein, solche sozialen Krüppel brauche ich nicht in meinem Freundeskreis; wenn denen meine Bundweite nicht zusagt, dann dürfen sie mir herzlich gern aus der Sonne gehen. Ich kenne etliche dicke Menschen, mit denen ich mich gut verstehe – auch weil ich sie einfach nur als Menschen akzeptiere und ich sowieso lieber mit Menschen verkehre, die nicht „perfekt“ sind. Und diese Menschen sind nicht selten aus eigener leidvoller Erfahrung sogar dankbar dafür, dass man nicht an ihren Körperformen rummäkelt, sondern das Thema ganz entspannt sieht.

    Und wer die Emanzipation noch etwas weiter treiben will, der darf auch gern mal die Physik bemühen. Was ist denn unser Körperfett? Das ist doch nichts anderes als gespeicherte Energie. Und Energie ist das, was jede Bewegung im Universum überhaupt erst möglich macht. Was ist denn daran so schlimm, wenn man von dieser Energie reichlich besitzt? Wer, bitteschön, geht denn mit einem leeren Rucksack auf Bergtour, wer fährt mit einem leeren Tank auf die Autobahn? Aber uns will man einreden, dass es supertoll ist, mit leeren Energiespeichern unser stressgesättigtes Leben zu bewältigen? Wie krank ist das denn?

    Nein, nicht wir sind „krank“, denn gut gefüllte Energiespeicher (in Fachkreisen auch als „Adipositas“ verunglimpft, damit man was hat, das man bekämpfen muss) sind weder eine Krankheit, noch machen sie krank. Krank macht der toxische Dauerstress, dem wir uns Tag und Nacht aussetzen mit unserer permanenten „Fear of missing out“, der panischen Angst, etwas zu verpassen, nicht dazuzugehören. Der berühmte „Kummerspeck“ ist lediglich ein Marker dafür, dass mit unserem Seelenleben etwas gehörig schliefläuft, was uns, wenn wir nichts dagegen tun, letztendlich krank macht. Diesen „Kummerspeck“ zu bekämpfen, ist genau so wenig sinnvoll wie bei einem Baum an den Blättern herumzuschnippeln, wenn der Wurm an der Wurzel nagt, damit bringt man höchstens den ganzen Baum um. Bringen wir lieber unser Seelenleben in Ordnung, vor allem lernen wir wieder das Zauberwort mit den fünf Buchstaben: „genug“! Dann werden sich die ungeliebten Pfunde, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, von ganz allein verabschieden. Und bis dahin üben wir, unser Hüftgold als das zu sehen, was einfach zu uns dazugehört, was uns zu dem Menschen macht, der wir nun mal sind. Und wenn jemand meint, dass wir wegen ein paar Rundungen schlechte Menschen sind, der darf uns, wie schon gesagt, gern aus der Sonne gehen, der hat uns nicht verdient. Suchen wir uns lieber Menschen, die uns so mögen, wie wir sind, und geben wir ihnen diese Sympathie zurück, dann haben wir unserer geschundenen Seele den besten Dienst erwiesen.

    Übrigens, liebe Karen, hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du auf den neueren Fotos viel hübscher aussiehst als auf den alten, wo du noch im Kampf gegen dein Körpergewicht warst? Nein? Dann wird es aber mal Zeit! 🙂

    Liebe Grüße in die sächsische Metropole
    der Krümelkekskoch

    1. Karen Wiltner

      Mein lieber Krümelkekskoch,
      so schön, von Dir zu lesen – und dass Du immer noch so eifrig meinem Blog hier folgst, obwohl doch die letzten Monate (oder Jahre?) hier so viel Ruhe eingekehrt war!
      Deine Worte sind so eine wunderbare Ergänzung zu meinen Gedanken.
      Ja, das Seelen-Leben in Ordnung bringen … da sagst Du was, aber Du weißt, wir lernen ja nun nicht in der Schule geschweige denn von den Eltern, wie das geht.
      Doch genau das ist das wichtigste: dass wir uns selbst wieder sehen, uns zuhören, uns fühlen, die Welt um uns herum im Hier und Jetzt wahrnehmen. Uns jetzt das geben, was uns als Kind nicht gegeben werden konnte. Und unserer Seele jetzt den Freiraum geben den sie braucht, um das Leben zu leben, das sie sich erträumt.

      Desöfteren höre ich zuletzt, dass ich auf den aktuellen Fotos sehr viel mehr wie ICH aussehe, und ich freue mich, dass man sehen kann, wie ich mich fühle: Glücklich und zufrieden mit mir selbst. Dass ich das in meinem Leben mal sagen würde, wer hätte das gedacht!
      Es war ein langer Weg, aber diesen Weg zu gehen lohnt sich so sehr 🙂

      Ich bin übrigens „ausgewandert“ … ich sag immer: ich hab vor Jahren den Ausreiseantrag gestellt, und jetzt wurde er endlich genehmigt 😀
      Falls Du mich also suchst: Ich habe die sächsische Landeshauptstadt hinter mir gelassen und habe meinen Wohnsitz nach Nürnberg verlegt. Zu Hause bin ich ja eh überall auf dieser Welt.

      Alles Liebe, Karen

      1. Krümelkekskoch

        So, da hat es dich also ins schöne Frankenland verschlagen. Nun, ich denke, das war keine schlechte Wahl, Nürnberg ist ja nicht nur für seine Lebkuchen und seinen Christkindlesmarkt bekannt. Und die Franken kenne ich noch von meinem relativ kurzen Intermezzo in Würzburg, die sind unglaublich locker drauf (jedenfalls waren sie es vor zwanzig Jahren). Nun gut, ich habe mich, nachdem ich so ziemlich alle Einwohnerzahlen von hundert bis zu einer Million durchprobiert hatte, zusammen mit meiner Frau für eine Kleinstadt entschieden, ganz am Stadtrand (sozusagen kleines Haus am Wald). Und auch wenn uns die Rehe ab und zu unseren Garten verwüsten (seitdem besteht unser Obstsortiment hauptsächlich aus Brombeeren), möchten wir hier nicht mehr weg. Wenn man einerseits auf Geborgenheit, aber andererseits auch auf Unabhängigkeit Wert legt, ist eine Kleinstadt meiner Meinung nach ein guter Kompromiss.

        Ja, es ist schon faszinierend, zu sehen, wie man aus so unterschiedlichen Blickwinkeln zu genau den gleichen Schlussfolgerungen kommen kann. Dann können diese ja nur noch richtig sein.^^ Und außerdem zeigt es mir wieder mal, wie bunt die Welt doch ist und wie viel man noch voneinander lernen kann.

        Bei dem „Hier und Jetzt“ fällt mir eine gute Story ein, die mir sehr dabei geholfen hat, wieder zu mir selbst zu finden. Vielleicht kennst du sie schon, aber ich lasse sie trotzdem mal hier fallen:

        Ein Mann wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so glücklich sein könne. Er sagte: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich …“

        Dann fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: „Das tun wir auch, aber was machst du darüber hinaus?“

        Er sagte wiederum: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich … “

        Wieder sagten die Leute: „Aber das tun wir doch auch!“

        Er aber sagte zu ihnen: „Nein – wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.“

        Liebe Grüße in die fränkische Metropole
        der Krümelkekskoch

      2. Karen Wiltner

        Mein lieber Krümelkekskoch,
        diese Geschichte kenne ich auch, und sie begleitet mich sogar immer mal wieder im Leben.
        Auch jetzt noch muss ich mich immer mal wieder ins Hier und Jetzt zurückholen, mich auf das fokussieren, was ich gerade tue. Bei allen Plänen, Träumen, Wünschen und Zielen, die ja weit in der Ferne sind, dürfen wir nie vergessen, wo wir gerade sind, wer wir gerade sind, wie und was wir fühlen und was JETZT wichtig ist. Erst dann können wir schauen was es braucht, um den nächsten Schritt zu gehen.
        Es ist so viel sinnvoller und auch schöner, den Weg zu genießen, den wir gerade gehen, und alles um uns herum bewusst wahrzunehmen, anstatt immer nur auf die Zukunft (oder die Vergangenheit) gerichtet zu sein.
        Alles Liebe, Karen

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