Kadu Bouranee (oder auch Kadoo Borani) ist in Afghanistan ein typisches Standardgericht, so wie in Bayern Knödel oder Weißwürste und in Sachsen die sächsische Kartoffelsuppe oder Quarkkeulchen. Es besteht in der afghanischen Küche aus einem fruchtig-süßen Kürbis, idealerweise Butternut, mit Tomatensauce und dazu einer erfrischend sauren Joghurtsauce, auch Chaka genannt. Ein wenig Nachhilfe in Persisch: Kadu = Kürbis, und Bouranee/Borani = gebraten.
Man kann Kadu Bouranee sowohl als kalte Vorspeise essen, aber auch als warme Hauptspeise. In Afghanistan isst man es mit Fladenbrot, Naan-Brot oder einem anderen frischen Weißbrot. Inzwischen habe ich auch ein Fladenbrotrezept, dass dem afghanischen sehr nahe kommt: Wraps oder Keto-Fladenbrot
Butternut Kürbis zubereiten
Ich kaufe immer Bio-Butternut-Kürbisse. Die kann ich einfach mit einem Sparschäler schälen, so bleibt mehr Fruchtfleisch übrig. Verwende zum Braten des Kürbis für dieses Rezept am besten einen großen Topf mit Deckel, denn da kommt später die Sauce rein und es muss abgedeckt köcheln. Ich hatte erst eine Pfanne verwendet und musste dann noch einmal umfüllen, da ich für die Pfanne keinen Deckel hatte. Ingwer bitte nicht schälen, da direkt unter der Schale sehr viele wichtige Nährstoffe sind. Auch hier kaufe ich aus diesem Grund nur Bio-Ingwer. Ist dann halt nicht chemisch behandelt oder sowas.
Bitte unbedingt beachten: Dieses Rezept ist nicht kohlenhydratfrei. Ein Butternutkürbis hat nun mal ein paar mehr Kohlenhydrate. Da ich ja schon eine Weile ketogen lebe, kann ich das locker essen. Solltest Du gerade erst mit der ketogenen Ernährung anfangen, ist das hier vielleicht nicht das passendste Rezept. Ich wollte nur vorgewarnt haben.
Persische Rezepte
Hier nun also erst einmal das Rezept, bevor ich dann im Anschluss erzähle, wie ich eigentlich dazu gekommen bin, plötzlich afghanisch zu kochen …Vor allem weil ich doch letztens erst darüber schrieb, dass ich so gar keine Lust habe zu kochen, und schon gar nicht Neues auszuprobieren.
Wenn Du noch weitere persische Rezepte kennst, die in die Low-Carb- bzw. Keto-Küche passen, würde ich mich sehr über ein paar Tipps freuen!
Kadu Bouranee – Kürbis auf afghanische Art
Zutaten
- 1 Butternut Kürbis ca. 1kg
- 75 g Ghee
- 5 Zehen Knoblauch
- 400 ml Wasser
- 1 TL Salz
- 50 g Erythrit mit Stevia
- 1 EL Ingwer fein gehackt
- 2 TL Korianderpulver
- 1/2 TL schwarzer Pfeffer
- 125 g Tomatenmark
- 1/4 TL Cayennepfeffer
- 10 Blätter frische Minze
- 300 g griechischer Joghurt
Anleitungen
Tomatensauce
- Heize den Ofen auf 200°C Ober-/Unterhitze vor.
- Vermenge nun in einer Backform oder backofenfesten Schüssel das Tomatenmark, 150ml Wasser, 1 gepresste oder in kleine Mini-Würfel geschnittene Knoblauchzehe, 1/2 TL Salz, 1/4 TL schwarzen Pfeffer und 1TL Korianderpulver zu einer Tomatensauce.
- Bedecke die Form mit einem Deckel oder Alufolie und backe die Tomatensauce für 30 Minuten im Ofen.
Kürbis
- Schäle den Kürbis und schneide ihn in ca. 1-2cm große Würfel.
- Erhitze das Ghee (kannst auch Kokosöl nehmen) in einer großen Pfanne mit Deckel oder in einem großen Topf.
- Gib die Kürbiswürfel dazu und brate sie an, bis sie leicht braun werden.
- Vermenge die Tomatensauce mit 3 klein gehackten oder in Mini-Würfelchen geschnittenen Knoblauchzehen, 250ml Wasser, 1/2 TL Salz, der Erythrit-Stevia-Mischung, dem klein gehackten frischen Ingwer, 1TL Koriander und 1/4TL schwarzem Pfeffer zu einer gleichmäßigen Sauce.
- Gib die Sauce über den Kürbis in der Pfanne bzw. dem Topf, decke das mit einem Deckel ab und lasse alles bei niedriger Hitze ca. 25 Minuten leicht köcheln. Der Kürbis sollte dann schön weich sein.
- Wenn Du möchtest, kannst Du am Ende hin noch den Deckel abnehmen und alles so lange köcheln lassen, bis die Sauce leicht angedickt ist. Ansonsten wird es eher eine schöne Tomatensauce – wie auf dem Bid ersichtlich.
Joghurtsauce
- Presse 1 Knoblauchzehe und vermenge sie in einer Schüssel mit dem griechischen Joghurt und einer Prise Salz (je nach Geschmack).
Servieren
- Gib den Pfannen- bzw. Topfinhalt auf einen Teller, gib etwas Joghurtsauce darüber und bestreue die Joghurtsauce noch mit frischer, klein gehackter Minze.
Nährwerte pro Portion
ABC-Tische in Dresden
Ja, warum ich jetzt auch ab und an mal afghanisch koche … Die Geschichte dazu möchte ich kurz erzählen. Im September diesen Jahres hatte meine „kleine“ (16) Tochter eine Veranstaltung mit der Schule in der HTW Dresden: „ABC-Tische anders“ zum Jugendpolitiktag der Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam mit dem Edic Dresden. Viele Fragen wurden besprochen, zum Beispiel, was dieses „Dublin-Verfahren“ eigentlich ist. Ein Verfahren, das viele Menschen dazu bringt, sich auf den Weg nach Deutschland zu machen.
Dann wurde es praktisch. Ganz im Sinne der „ABC-Tische“ gab es Gespräche mit den Schülern des Gymnasiums meiner Tochter und jungen Menschen aus Syrien, Afghanistan und Marokko, über Themen wie Flucht, Reisen, Hobbies und Studium. Diese ABC-Tische werden in Dresden vom Umweltzentrum Dresden organisiert und finden regelmäßig statt. Immer Dienstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr treffen sich ganz unterschiedliche Menschen im Albertinum Dresden, um gemeinsam Geflüchtete und andere Zugewanderte zu unterstützen. Jeder kann mitmachen. Helfen beim Deutschlernen, der Bewältigung alltäglicher Aufgaben, oder einfach nur, indem man da ist und redet. Denn nichts ist schlimmer als Isolation und Alleinsein. Da geht es uns ja auch nicht anders.
Neue Erfahrungen sammeln
Meine Tochter war bisher immer etwas zurückhaltend, wenn es darum ging, sich auch mal mit ausländischen Menschen zu treffen. Nun kam sie von dieser Veranstaltung in der HTW Dresden begeistert nach Hause und schon am nächsten Tag waren wir zu Gast bei den ABC-Tischen im Albertinum. Dort lernten wir einen jungen Mann aus Afghanistan kennen, der bereits seit 3 Jahren in Deutschland lebt und hier eine Ausbildung macht. Er wünschte sich Unterstützung beim Lernen für seine Abschlussprüfung, was wir auch gern übernommen haben.
In den letzten Wochen hat sich daraus eine Freundschaft entwickelt, in der auch wir sehr viel lernen durften. Und wir haben begonnen, ab und an mal afghanisch mit ihm zu kochen. Nicht, weil er das so wollte, sondern weil ich immer aufgeschlossen bin für Neues und immer gerne dazu lerne. Die Afghanen essen eh sehr fettreich, nur für das Fladenbrot und den vielen Reis brauchen wir noch Ersatz. Aber da arbeite ich dran.
Gemeinsam lernen
Wir treffen uns inzwischen regelmäßig zum Lernen und auch für Freizeitaktivitäten. So waren wir auch zusammen in der Sächsischen Schweiz wandern. Das Lernen gestaltet sich spannend. Einem jungen Mann aus Afghanistan, der mit Krieg aufgewachsen ist, für den Schusslöcher in der Häuserwand normal sind, etwas von Konjunktur und Wirtschaftspolitik zu erklären, ist schon eine Herausforderung. Oder von dem Wust an Gesetzen, bei dem man als Deutsche schon Schwierigkeiten hat, irgendwie durchzusehen. Wir hören Geschichten, die wir kaum glauben können, weil unsere Welt eine völlig andere ist.
Wir lernen dabei auch viel über uns selbst. Ich bin sehr konservativ aufgewachsen, und bin das auch jetzt noch. Gleichzeitig bin ich auch ein sehr weltoffener und toleranter Mensch, in den Begegnungen mit unserem jungen Afghanen stelle dann aber auch ich fest, dass ich voller Vorurteile bin. Er lernt mit uns Deutsch und für seine Ausbildung, wir lernen im Gegenzug, mit unseren Vorurteilen aufzuräumen. Das geht nur, indem man sich traut und einmal hinter die Kulissen schaut.
Neues entdecken
Ich bin sehr dankbar für diese Begegnung, denn ich kann von der vielen Unterstützung, die mir in der Vergangenheit widerfahren ist, etwas zurückgeben und lerne selbst noch so viel dabei. Geflüchtete sind nicht einfach nur Fremde oder Ausländer, sie sind Menschen. Die einen tun alles dafür, sich hier zu integrieren, sie lernen, sie arbeiten und bezahlen ihre Steuern. Die anderen kümmert das alles wenig. Dieses Phänomen findet man auch bei vielen Deutschen, das sollte man nie vergessen.
Ich kann nicht die ganze Welt ändern, nur meine eigene kleine Welt. Und das tue ich, in jedem Moment.
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Immer wieder stelle ich fest, in welchem Luxus wir hier in Deutschland leben. Wir müssen keine Angst haben, morgen nicht mehr zu leben. Wir müssen keine Angst haben zu verhungern.
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