Sicherlich hast Du auch schon einmal von diesen gesunden und kranken Fettzellen gelesen, die man bei Lipödem hat. Und dass man lediglich gesunde Fettzellen abnehmen kann, kranke Fettzellen würde man aber nur mit einer superteuren Liposuktion wegbekommen. Keinesfalls durch Sport, Ernährung oder was auch immer.
Ich jedenfalls lese das auf diversen Internetseiten, in Foren und Facebook-Gruppen zum Thema Lipödem immer wieder. Und jedes Mal regt es mich wieder auf, so dass ich heute einfach mal was dazu schreiben will. Denn für mich klingen diese Diskussionen um diese „kranken Fettzellen“ immer so, dass diese tot sind, oder wenigstens leblos, und es absolut Null Möglichkeiten gibt, an deren Zustand irgendwas zu ändern.
Ich persönlich denke nämlich, dass man am Gesundheitszustand dieser kranken Fettzellen, die im Rahmen einer Fettverteilungsstörung zum Lipödem führen, durchaus etwas ändern kann. Es ist nicht einfach, aber es geht.
Ich kann keiner Frau einen Vorwurf machen, über eine Liposuktion nachzudenken oder sie auch durchzuführen, kein bißchen. Was ich jedoch nicht gut finde ist, dass dieser risikoreiche Eingriff so oft als absolut einzige Lösung dargestellt wird, und noch schlimmer: dass dargestellt wird, danach wäre dann alles in Ordnung, und man wäre quasi „wiederhergestellt“. Dass man aber auch nach einer Liposuktion auf seine Ernährung achten, ggf. seine Lebensumstände ändern und Sport und Bewegung ins Leben bringen muss – das wird verschwiegen. Tut man das nämlich nicht, breitet sich das Lipödem wieder aus, nur dann eben an einer anderen Stelle.
Wenn von diesen „kranken“ Lipzellen geredet wird, verstehe ich das immer so, dass das quasi tote Zellen sind, die rein gar nichts mehr machen, außer fett sein. Aber kann das sein? Ist es nicht vielleicht doch eher so, dass die Funktion der Mitochondrien dieser Fettzellen einfach „nur“ herabgesetzt ist, und der Körper ganz viel Müll in diesen Zellen abgelagert hat, weil er diesen nicht schnell genug wegtransportieren konnte? Irgendwo muss er ja alles hinpacken, was er nicht schnell genug wegschaffen kann.
Aus diesem Grund ist für mich das Ziel immer eine verbesserte Durchblutung. Viel trinken, wenig Eiweiß, wenig Kohlenhydrate und alles meiden, was irgendwie nach Unverträglichkeit aussieht. Damit und auch mit viel Bewegung, die nicht zu einem Muskelkater führt, das Lymphsystem und vor allem die Durchblutung unterstützen.
Wenn dann mit einer ketogenen Ernährung ohne Defizit der Stoffwechsel erstmal wieder auf Hochtouren läuft, muss man ihn mit massig Radikalfänger unterstützen und quasi „überreden“, auch die Giftstoffe aus den Fettzellen wieder abzugeben. Auch einem Progesteronmangel sollte entgegengewirkt werden.
Was allerdings ganz wichtig ist und so oft außer acht gelassen wird, ist die Psyche. Welche Last tragen wir mit uns herum, die wir nicht loslassen können (oder wollen)? Welche Traumen haben wir in der Kindheit erlebt, wo blockieren wir uns selbst? Warum fällt es uns so schwer, uns selbst zu lieben, zu achten, zu respektieren und zu akzeptieren? Nach meiner Erfahrung ist es tatsächlich so, dass sich auch am Lipödem sehr viel tut, sobald man die psychischen Themen mal aktiv angeht und bearbeitet.
Klar, das sind alles wahnsinnig viele Faktoren, die man da im Blick haben muss, aber genau so ist es eben doch möglich, das Lipödem zu verändern. Ohne Liposuktion.
Es geht nicht schnell. Es dauert sehr lange, doch es ist nachhaltig. Finde ich.
Und auch wenn man eine Liposuktion plant oder bereits hinter sich hat, sollte man sich über all diese Punkte Gedanken machen. Man sollte nicht einfach so weitermachen wie vorher, sonst kommt auch das Lipödem wieder zurück. Das habe ich bei anderen schon mehrfach erlebt.
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